Aus der Geschichte der Sebnitzer Kunstblumen

Die Sebnitzer Kunstblumenindustrie verdankt ihre Anfänge den Blumenmachern aus Nordböhmen. Viele Jahre lang exportierten sie ihre Produkte nach Sachsen. 1834 trat Sachsen dem Deutschen Zollverein bei, infolge dessen auf böhmische Waren ein hoher Zoll erhoben wurde. Dadurch verteuerten sich die Blumen in Sachsen drastisch und die böhmischen Blumenmanufakturen bekamen schon bald große Absatzprobleme. So entschlossen sich viele, ihre Manufakturen in das direkt an der böhmisch-sächsischen Grenze gelegene Sebnitz zu verlagern. Hier erlangte die Kunstblumenherstellung, begünstigt durch die Mode, innerhalb weniger Jahrzehnte große wirtschaftliche Bedeutung.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bestanden in Sebnitz mehr als 200 größere und kleinere Firmen dieser Branche. Sie beschäftigten in Konjunkturzeiten bis zu 15.000 Menschen, davon waren etwa 90 % Heimarbeiter.

Sebnitzer Blumen wurden in viele Länder der Erde exportiert, die hiesigen Firmen deckten etwa drei Viertel des Weltmarktbedarfs an derartigen Erzeugnissen. Im Laufe der Geschichte erlebte die Kunstblumenindustrie aber auch Zeiten des Niedergangs. Notzeiten machten erfinderisch und führten zur Entwicklung und Herstellung von anderen Produkten wie Fest- und Scherzartikeln aus Papier, Watte und Chenille sowie Advents- und Weihnachtsschmuck.

Die Sebnitzer Kunstblumenindustrie blieb bis zur politischen Wende eine der wichtigsten Erwerbszweige für die heimische Bevölkerung. Heute sind in der Manufaktur noch zwölf Mitarbeiterinnen tätig.